Spielautomaten Logistik ist nichts für Anfänger

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Wir kennen Spielautomaten aus einer ganz anderen Perspektive als die meisten Leute. Jeder kennt wohl die bunten, flimmernden Gelspielautomaten, die in Spielhallen, Kneipen und Autobahn-Raststätten vor sich hin dudeln und Leute zum Glücksspiel verführen. Diese großen Kästen sehen ja eigentlich sehr robust aus, wer hätte da gedacht, dass Spielautomaten beim Transport ganz besondere Behandlung benötigen, weil sie sonst kaputt gehen könnten? Dass hinter den vielen Spielautomaten, die es in ganz Deutschland verstreut gibt, ein richtig ausgeklügeltes und hoch funktionelles Logistiknetz zum Massentransport steckt?


Eine logistische Herausforderung

Im Laufe unserer Karriere haben wir gelernt, dass es über Spielautomaten noch viel mehr zu lernen gibt als einfach nur die Auszahlungsquote oder ähnliches. Hinter den Geräten verbirgt sich eine ganz eigene Wissenschaft, die weniger mit der Herstellung oder dem Spielen zu tun hat, sondern mit allem, was zwischendrin passiert. Damit meinen wir Planung und Koordination der Aufstellung und Wartung und die logistische Herausforderung, die damit zusammenhängt.

Hier macht es also Sinn, dass Spielautomaten meistens nicht den Kneipenwirten gehören, sondern einem Unternehmen, welches diese gegen eine Kommission in vielversprechenden Orten aufstellt. Oft sind das die Betreiber von Spielhallen, die sozusagen als kleiner Außenstandort des Casinos vereinzelt Spielautomaten aufstellen. Damit liegt die Verantwortung für viele Spielautomaten in einer Region oder sogar deutschlandweit bei einer Einheit, was die Planung viel einfacher und effizienter macht. Der Wirt oder Tankstellenbesitzer hat also mit der Wartung und auch dem Transport der Geräte meistens nichts zu tun.


Nostalgie und privater Spielspaß

Mittlerweile sind es jedoch nicht nur Spielbankenbetreiber und gewerbliche Automatenaufsteller, die sich mit dem Transport der Spielmaschinen auseinandersetzen. Eine große Gemeinde von Hobby-Spielautomatenfans hat sich gebildet – Sammler, Nostalgiefreunde, Amateur-Techniker, Liebhaber von Slot Spielen und der lockeren Spielhallen-Atmosphäre. So schaffen sich auch immer wieder Privatleute Spielautomaten an und stehen dann vor der Herausforderung, das neue Männer-Spielzeug von wo auch immer heil in den heimatlichen Hobbykeller zu bringen.


Achtung: Schutzschaltung

Dabei gilt es jedoch einiges mehr zu beachten als das Gewicht und die Sperrigkeit eines alten oder ausrangierten Spielautomaten. Je nach Modell gibt es in den Geräten eine Datenbank, auch Spielmodul genannt, welche sehr empfindlich ist. Bekommt sie einen zu harten Stoß, wird eine Schutzschaltung aktiviert, was dazu führt, dass die Batterien der Datenbank sehr schnell leer werden. Und hier ist das Problem: wenn bei manchen alten Modellen die Batterie leer ist, dann ist die Datenbank damit kaputt und lässt sich auch nicht mehr reparieren, sondern muss ausgetauscht werden. Und je älter das Modell des Spielautomaten ist, desto schwieriger ist es, an neue, funktionelle Datenbanken zu kommen. Diese Schutzfunktion wurde wahrscheinlich eingerichtet, um das Hacken der Software zu erschweren, vor Automaten-Diebstahl zu schützen und vor allem auch, weil die Spielautomaten ja ursprünglich nicht für den privaten Gebrauch gedacht waren. Und gewerbliche Logistiker sind geschult genug, um auch Automaten mit Datenbank heil von A nach B zu bringen.


Hobbymodus und öffentlicher Modus

Weil diese Datenbank so fragil ist, sollte man sie vor dem Transport des Spielautomaten immer aus dem ausgeschalteten Gerät herausbauen und stoßsicher aufbewahren. Den Automaten selbst transportiert man am Besten auf dem Rücken liegend oder aufrechtstehend, idealerweise mit stoßdämpfendem Material oder Decken umhüllt, besonders um das Display zu schützen.

Geräte mit Datenbank oder Spielmodul haben einen sogenannten Hobbymodus mit merklich erhöhter Auszahlungsquote, im Gegensatz zum öffentlichen Modus, welcher normalerweise benutzt wird – denn natürlich ist eine so hohe Auszahlungsquote nicht im Interesse derjenigen, die mit den Spielautomaten Geld verdienen wollen. Wenn es keinen Hobbymodus gibt, wird ein sogenannter Rücksteller gebraucht, dieser simuliert das gesetzlich vorgeschriebene Auslesen der statistischen Spieldaten alle 60 oder 90 Tage. Wegen der Vorschriften wurde Automaten so gebaut, dass man gezwungen wird nach Ablauf des vorgegebenen Zeitraums eine Auslesung zu machen, sodass das Finanzamt die nötigen Daten bekommen kann.


Änderung im Glücksspielgesetz – ein Mammutprojekt der Logistik

2018 gab es in Deutschland rund 240 000 Spielautomaten – und die mussten im November durch eine Neuregelung im Staatsvertrag für Glücksspielwesen alle ausgetauscht werden. Zur verstärkten Suchtprävention sollte es nämlich künftig nur noch Spielautomaten geben, die ausschließlich mit einer ID-Karte genutzt werden können. So wird es möglich sein, Nutzungslimits und Spielpausen zu erzwingen und auch das gleichzeitige Spielen an mehreren Automaten unmöglich zu machen. Natürlich kann man sich denken, dass dies sogar für erfahrene Logistiker ein Mammutprojekt war, denn die Ausfallzeit der gewinnbringenden Geräte sollte so kurz wie möglich gehalten werden. Trotzdem wurden innerhalb weniger Wochen neue Geräte geliefert, zwischengelagert, und gegen alte ausgetauscht. Eine super aufwändige Aktion, bei der alles wie am Schnürchen laufen musste!